Unsere Geschichte – Als die Winter noch kalt waren
Gesellschaft (D 2020)
Die Winter im Norden hatten es früher noch in sich: Schlittschuhlaufen auf der Alster, Schneezauber im Harz und auch auf den Inseln klirrende Kälte. "Unsere Geschichte" zeigt historische Aufnahmen und Menschen, die sich an eine Zeit erinnern, als es noch echte Winter gab und sogar in der Weihnachtszeit jede Menge Schnee lag. So wie auf der Insel Baltrum. Die Winter der 1960er-Jahre sind für die alten Insulaner*innen bis heute unvergesslich. Die Weihnachtstanne auf dem Dorfplatz war eingeschneit und der ostfriesische Nikolaus, der Sünnerklaas, ritt bei klirrender Kälte mit dem Pferd von Haus zu Haus. Schneeweißes Vergnügen auch im Harz. Damals boomte der Tourismus rund um den Brocken. Viele "Flachländer" entdeckten Ende der 1960er-Jahre den Winterspaß auf der Piste, das Après-Ski in der Schneebar oder ließen sich mit dem Pferdeschlitten durch den Ort fahren. Winterzauber auch auf der Alster. Dank Dauerfrost wurde das Gewässer für die Menschen in Hamburg zur Eisbahn. In Blankenese rüschten unterdessen die Kinder mit ihren Kreeks die Hänge runter. Das Lenken der flachen Kastenschlitten, mit denen früher Kohlen und Kartoffeln im Treppenviertel transportiert wurden, erforderte Geschicklichkeit und viel Mut. In Schleswig-Holstein gerieten im Januar 1968 bei Eisgang zwei Schiffe in Seenot und wurden an den Deich von Dagebüll gespült. Hier wurden sie zur Attraktion für Wochenendausflügler. Schnee und Frost auch am Saaler Bodden in Mecklenburg-Vorpommern. Nur noch wenige Fischer beherrschen hier die richtige Klappertechnik, um beim Eisangeln Zander und Barsche anzulocken. Früher fuhren sie noch regelmäßig raus, hatten sogar Fischerschlitten mit den typischen rostbraunen Segeln. Die werden heute noch liebevoll restauriert und gepflegt, ob sie allerdings jemals wieder zum Fischen über das Boddeneis gleiten, ist fraglich. Eine frostige Zeitreise durch den Norden, damals als die Winter noch kalt waren.
- Beate Rysopp (Sprecherin)