planet e.: Luxus, Glamour, schöner Schein
Fast Fashion Jogginganzüge
Wirtschaft (D 2024)
Jogginganzüge – früher einfach nur Sportkleidung, heute Modestatement, auch auf der Straße. Versehen mit viel Glitzer und Glamour. Der neue Look hat aber auch seine Schattenseiten. Als It-Piece ist der Jogginganzug groß in Mode. Meist in Südostasien produziert – mit angeblich nachhaltigen Kunstfasern. Die Branche verspricht deren fachgerechtes Recycling. Wirklichkeit oder Fehlanzeige? Der Blick hinter die Kulissen ist ernüchternd. Trainingsanzüge der großen Marken wie etwa Adidas, Puma und Nike sind cool, stylish und haben mittlerweile Kult-Status in der Popkultur. Filme, Serien und HipHop-Legenden mit ihren Video-Clips haben dazu beigetragen. Insbesondere die junge Generation beschert den Moderherstellern daher enorme Umsatzsprünge. Den wenigsten aber ist klar, wo und unter welchen Bedingungen die begehrten Klamotten hergestellt werden. Eines der wichtigsten Zuliefererländer ist Kambodscha. Die Industrie ist riesig, hunderte Fabriken stellen Textilien her, viele davon für die großen Marken. Doch von dem Profit kommt nicht viel bei den Arbeiterinnen und Arbeitern an. Meist erhalten sie nur den Mindestlohn, umgerechnet etwa 200 Dollar im Monat. Zum Überleben reiche das kaum, erzählt eine Fabrikarbeiterin. Sechs Tage die Woche, zehn Stunden am Tag sitze sie an der Nähmaschine. "Durch ihre schiere Not haben die Menschen keinerlei Möglichkeit, Forderungen zu stellen. Sie sind auf die mickrigen Löhne angewiesen", meint Tola Moeun von der Nichtregierungsorganisation GO CENTRAL. Um etwas an den Arbeitsbedingungen zu ändern, würden nur Gewerkschaften helfen. Doch die werden immer wieder zerschlagen. Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter stehen unter Druck. Denn wer aufbegehrt, riskiert seinen Job. Und wie steht es schließlich um's Recycling des Youngfashion-Artikels? Was in Südostasien produziert wird, landet am Ende sehr oft in den Niederlanden – bei Frankenhuis B.V. in Almelo. Hier sitzt einer der größten Textilrecycler Europas. In den Hallen von Frankenhuis lagern hunderte Tonnen Jeans, Kleider und eben auch weggeworfene Jogginganzüge. Die bereits nach Zustand und Materialien vorsortierten Textilien werden hier noch einmal kontrolliert, dann geschreddert und schließlich zu ganz unterschiedlichen Produkten weiterverarbeitet: Dämmstoffe, Stoffmatten, Malervlies. Allerdings: Der Bedarf für solches Downcycling ist begrenzt, der Markt gesättigt. Es zeigt sich: Der schöne Schein des Fast-Fashion-Jogginganzugs ist trügerisch. Letzte Folge "planet e. – Luxus, Glamour, schöner Schein".