aspekte
Weltflucht für Fortgeschrittene – Warum Eskapismus boomt
Kultur (D 2024)
Gibt es ein Recht auf Nicht-Teilnahme an der Gegenwart? Über 65 Prozent der Deutschen vermeiden die Nachrichten zeitweise, zehn Prozent gehen ihnen grundsätzlich aus dem Weg. Das ergab eine großangelegte Reuters-Studie im vergangenen Jahr. Für die Debattenkultur unseres Landes ist das Phänomen "News Avoidance" brandgefährlich. Wenn immer mehr Menschen die Realität ausblenden, über was will man da noch debattieren? Gleichzeitig boomen Angebote, um unserer krisengeschüttelten Gegenwart aus dem Weg zu gehen: exzessives Shopping, Doomscrolling oder Binge-Watching. Die Liste der Ablenkungsmöglichkeiten scheint endlos. Auch wenn Zuckerbergs Metaverse noch auf sich warten lässt, verdient die Unterhaltungsindustrie gutes Geld damit, unseren Weltfluchtinstinkt zu triggern. Seit der 68er-Revolte gilt Eskapismus, das heißt die bewusste Abkehr von der grauen Wirklichkeit, als eine fragwürdige Sache. Aber was wären die Weltliteratur, das Kino oder die Musik, wenn wir uns nicht darin verlieren dürften? Ist Kultur nicht per se eine eskapistische Angelegenheit? Katty Salié stürzt sich in die bonbonbunte Welt der Realitätsentsagung: von der künstlichen Südsee-"Fata Morgana" "Tropical Island" im Osten Brandenburgs über den roten Teppich der Berlinale bis zur kargen Zelle im Stadtkloster Segen. In Düsseldorf spielt "aspekte" die neue VR-Simulation der Spielereihe "Assassin's Creed" an, in Essen fragt die Sendung die Neurowissenschaftlerin und Medienpsychologin Maren Urner, warum unser Steinzeitgehirn mit der Flut schlechter Nachrichten so schlecht zurechtkommt. Der Schriftsteller und Psychiater Jakob Hein verrät, wie man per Hypnose reist und die Reaktion von "Perspective Daily" erklärt, wie man der Nachrichtenmüdigkeit mit konstruktivem Journalismus entgegenwirken kann. "aspekte" mit einer kleinen Deutschlandreise, die peinlich darauf achtet, nicht mit der Realität zu kollidieren.